StarCapital: Wie man sich mit Sicherheit arm spart

  • Norbert Keimling
  • StarCapital

FRANKFURT – Aktien sind langfristig nicht nur die renditestärkste Anlageklasse, sondern ab Investitionszeiträumen von über 20 Jahren und unter Berücksichtigung von Inflation auch die sicherste überhaupt. Nur den deutschen Anlegern scheint dies gänzlich unbekannt. Von Norbert Keimling, StarCapital

Über die Wertzuwächse im deutschen Aktienmarkt von mehr als 15 Prozent im laufenden Jahr freut sich hierzulande kaum jemand. Wie könnte es auch anders sein, in einer Republik, in der fünf von sechs Bürgern weder direkt noch indirekt Aktien halten und laut einer Umfrage des Deutschen Aktieninstituts über zwei Drittel glatt bezweifeln, dass sich Aktien zur langfristigen Kapitalanlage eignen?

Gerade mal ein Drittel des Börsenwerts der größten 30 deutschen DAX-Unternehmen lässt sich noch inländischen Aktionären zuordnen, 19 DAX-Konzerne gehören bereits mehrheitlich ausländischen Investoren. Während diese durch ihre Aktieninvestitionen in den vergangenen Jahren an der deutschen Wirtschaftsentwicklung partizipierten und ihren Wohlstand spürbar mehren konnten, beklagt man hierzulande lieber die Unmöglichkeit einer Wohlstandssicherung angesichts des Niedrigzinsumfelds und ignoriert auch einfachste marktwirtschaftliche Zusammenhänge.

Aktien mögen kurzfristig zwar stark schwanken, auf lange Sicht legten sie inflationsbereinigt im Mittel aber um jährlich sieben Prozent zu und sind nicht nur deutlich renditestärker als andere Anlageklassen, sondern auch sicherer.

Überlegenheit von Aktien
Es zeigt sich, dass Aktien auf Sicht von zehn Jahren zwar stark unterschiedliche jährliche Wertzuwächse von im schlechtesten Fall minus 4,6 Prozent bis im besten Fall plus 20,6 Prozent generierten. Für eine längere Haltedauer engt sich diese Bandbreite jedoch deutlich ein. So verbuchten globale Aktien bereits nach spätestens 21 Jahren in jedem Fall positive Wertzuwächse, selbst zu den schlechtest möglichen Anlagezeitpunkten wie vor Ausbruch der schweren Depression 1929 oder unmittelbar vor den beiden Weltkriegen.

Bei einer 40-jährigen Anlageperiode in Aktien ergab sich in der Regel eine Wertentwicklung von jährlich 7,1 Prozent, im besten Fall 11,2 Prozent pro Jahr und selbst zum denkbar unglücklichsten Investitionszeitpunkt konnten sich Anleger noch an drei Prozent jährlichem Wertzuwachs erfreuen.

Die gleiche Analyse zeigt bei festverzinslichen Wertpapieren – selbst wenn man mit US-Staatsanleihen den weltweit besten Schuldner ohne Zahlungsausfälle in den vergangenen 200 Jahren betrachtet – ein deutlich unattraktiveres Bild. So verbuchten Staatsanleihen mit einem jährlichen Wertzuwachs um etwa drei Prozent nicht einmal die halbe Wertsteigerung von Aktien. Und wer meint, dass diese Renditeeinbußen langfristig durch eine höhere Sicherheit gerechtfertigt seien, irrt. Während eine Aktienanlage spätestens nach 21 Jahren zu Gewinnen führte, finden sich bei Anleihen Verlustperioden von über 50 Jahren!

Auch andere Asset-Klassen können Unternehmensbeteiligungen nicht ansatzweise ersetzen. So verbuchten Gold und Immobilien über langfristige Zeiträume und unter Berücksichtigung von Inflation im Mittel nicht nur unter zwei Prozent Wertsteigerung. Grundbesitz wurde in Krisenzeiten darüber hinaus massiv besteuert und der Edelmetallbesitz sanktioniert.

Aktienbestände unterrepräsentiert
In Anbetracht dieser Tatsachen und der ansonsten sehr materiellen Fokussierung der Bundesbürger überrascht es, dass Aktien und Aktienfonds nicht einmal zehn Prozent des deutschen Geldvermögens ausmachen und die Bundesbürger lieber 40 Prozent ihres Vermögens mit null- bis niedrigverzinsten Bargeldanlagen schrittweise von der Inflation entwerten lassen. Bonitätsrisiken auf einem Staatsschuldenniveau auszublenden, das in der Geschichte regelmäßig zu Zahlungsausfällen bei Staatsanleihen führte, könnte sich außerdem als sehr schwerer Fehler herausstellen.

Noch mehr überrascht es, dass selbst professionelle Anleger häufig ebenso nachteilig positioniert sind. So unterschreiten die deutschen Lebensversicherer mit einer Aktienquote von durchschnittlich vier Prozent im Jahr 2018 mittlerweile sogar die Aktienquoten der privaten Haushalte. Die Folgen sind fatal – unabhängig davon, ob die Fehlallokation aus regulatorischen Vorgaben oder einer fehlenden Akzeptanz der Aktienanlage resultiert. Während Vorsorgesysteme anderer Länder ihre Vermögen mit Aktienquoten von zum Teil deutlich über 50 Prozent lukrativ anlegen, gefährdet die Angst der Deutschen vor diesem Wertpapier unseren langfristigen Wohlstand.

Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Aktienmärkte vielerorts attraktiv bewertet sind. Anhand der beiden langfristig sehr aussagekräftigen Bewertungsindikatoren – dem zyklisch adjustierten Shiller-CAPE und dem Kurs-Buchwert-Verhältnis – notieren derzeit nur zwölf von 40 Aktienmärkten oberhalb ihrer fairen Werte (untere Grafik). Wer langfristig in globalen Aktien anlegt, kann deshalb zuversichtlich in die Zukunft schauen, insbesondere wenn man den teuren US-Markt nicht zu hoch gewichtet und antizyklisch Schwerpunkte in attraktiveren Ländern setzt.

Norbert Keimling
ist seit 2004 für die StarCapital AG tätig und leitet dort die Kapitalmarktforschung. Zudem verantwortet er unter anderem den internationalen Aktienfonds StarCapital Priamos. Nach seinem Studium der Wirtschaftsinformatik startete er seine berufliche Laufbahn im quantitativen Research der AMB Generali in Köln.

Analysemethodik
Die empirische Kapitalmarktforschung der StarCapital AG erforscht langfristige Zusammenhänge an den internationalen Kapitalmärkten und investiert auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse in die hauseigenen Investmentfonds wie den StarCapital Priamos. Thematisch stehen antizyklische und value-orientierte Anlagestrategien im Fokus.
Weiterführende Informationen sowie interaktive Inhalte zur weltweiten Aktienmarktbewertung stellt StarCapital interessierten Anlegern hier zur Verfügung.

Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in TiAM – Trends im Asset Management 04/2019
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