Mikrofinanz – Lokal investieren, nachhaltig profitieren

  • Christoph Eckart
  • C-Quadrat

MÜNCHEN – Attraktive Zinsen vereinnahmen und zugleich Gutes tun. Christoph Eckart von C-Quadrat zeichnet für den Dual Return Fund – Vision Microfinance verantwortlich. Welche Projekte der Fonds unterstützt, womit Anleger rechnen können und wie sich der Markt künftig entwickelt.

Herr Eckart, Sie haben sich Investments in Mikrofinanz verschrieben und für C-Quadrat Neuland betreten. Wieso?

Christoph Eckart: Vor meiner Zeit bei C-Quadrat habe ich mich bei Absolute Portfoliomanagement bereits mit dem Thema Mikrofinanz auseinandergesetzt. 2013 wurde das Unternehmen von C-Quadrat übernommen. So kam ich zum Unternehmen und auch zum Dual Return Fund – Vision Microfinance. Besonders reizvoll ist aus meiner Sicht, dass es sich dabei um Investments in die Realwirtschaft handelt. Es geht um Landwirtschaft, Produktion, Dienstleistung und Handel. Ich hatte schon häufig Kontakt zu Kreditnehmern und bin von diesem Konzept überzeugt.

Welche Art von Investments tätigen Sie konkret?

Eckart: Wir investieren in Finanzinstitute vor Ort. Diese verfügen über das Know-how und vergeben Mikrokredite an kleine Unternehmen. Neben Landwirten kann es sich dabei auch um Friseursalons oder Restaurants handeln. Wichtig ist, dass die jeweilige Branche in der Region auch Zukunft hat. Unsere Partner vor Ort können dies abschätzen und unsere Investoren profitieren davon.

Wie können Sie als Fondsmanager Kontakt zu den Kreditnehmern aufbauen?

Eckart: Zwei Mal jährlich reisen wir in die Regionen, in denen wir schwerpunktmäßig tätig sind. Dabei treffen wir natürlich unsere direkten Partner, aber auch lokale Unternehmer. Das hilft uns, ein Gefühl für die jeweiligen Märkte zu bekommen und die Rolle von Mikrokrediten auch beurteilen zu können.

Wo liegen die regionalen Schwerpunkte?

Eckart: Wir sind stark in Südasien — wie in Pakistan, Indien oder Sri Lanka — und auch in Südostasien vertreten. Ein klassischer Markt für Mikrofinanz ist auch Lateinamerika.

Wie werden die Projekte konkret ausgewählt?

Eckart: Wir blicken zunächst auf das jeweilige Land. Herrscht dort eine Diktatur mit ungenügender Rechtssicherheit vor, ist das für uns ein Ausschlusskriterium. Auch hohe Inflationsraten schrecken uns ab. Stimmen die volkswirtschaftlichen Rahmendaten in einem Land, machen wir eine Peer-Group-Analyse der potenziellen Kooperationspartner vor Ort. Passende Kandidaten fragen wir direkt an und machen anschließend eine Due Diligence inklusive Besuch der Projekte und der Entscheidungsträger. Dies ist für jedes unserer Projekte zwingend erforderlich.

Nach welchen Kriterien unterscheiden sich die Finanzinstitute?

Eckart: Wir haben zwei wichtige Säulen der Analyse: Einmal blicken wir auf klassische Finanzkennzahlen, wie die Rentabilität, und zweitens auf soziale Faktoren. Diese soziale Rendite ist schwer messbar. Wir achten auf mehrere Komponenten — wie Governance, Arbeitsklima, aber auch die Qualität des Produkts. Unsere Partner sollen nicht nur Kredite vergeben, sie sollen den Kreditnehmern auch beratend zur Seite stehen.

Wie lange dauert ein Kreditzyklus?

Eckart: Das hängt vom Kreditnehmer ab. Bei Landwirten orientiert sich die Dauer eines Kreditvertrags am Erntezyklus. In der Regel sind das sieben oder acht Monate. Bei anderen Unternehmern wie Friseuren kann ein Kredit durchaus auch über zwei Jahre laufen.

Wie steht es um Kreditausfälle?

Eckart: Wir haben bisher 1,6 Milliarden US-Dollar ausgezahlt und nur bei rund 20 Millionen Dollar Probleme gehabt. Die Rückzahlungsquote beträgt damit rund 98,5 Prozent. Hellhörig werden wir bereits, wenn eine Rate länger als 30 Tage Verzug hat.

Wie diversifizieren Sie?

Eckart: Wir vergeben ausschließlich Kredite, sind also niemals direkt an Kreditgebern beteiligt. Hinzu kommt, dass wir nicht mehr als zehn Prozent unseres Kapitals in einem Land anlegen. Darüber hinaus decken wir maximal zehn Prozent des Kreditvolumens eines Mikrofinanzinstituts ab. Aktuell arbeiten wir mit 132 Instituten zusammen.

Mit welcher Rendite können Anleger bei Ihnen rechnen?

Eckart: Kunden im Euroraum suchen eine Rendite von bis zu zwei Prozent. Da wir in der Regel Kredite in Dollar vergeben, sichern wir uns gegen Währungsrisiken ab. Im vergangenen Jahr fielen diese Absicherungskosten besonders hoch aus. Auch entstehen uns als Fonds Kosten. Wir suchen daher Kupons im Bereich um sechs Prozent, um Kunden attraktive Konditionen bieten zu können.

Und wie kann man investieren?

Eckart: Wir haben zwei Varianten. Einmal den großen Fonds mit über 500 Millionen Euro Assets under Management, der Kredite in der Regel in Dollar vergibt und zum Euro abgesichert ist, und einmal eine Variante, die Kredite in Lokalwährungen vergibt. Letztere agiert auch mit exotischen Lokalwährungen, beispielsweise aus Kirgistan. Der Vorteil dabei sind deutlich höhere Kupons. In Dollar erhalten wir in Kirgistan 6,5 Prozent und in Lokalwährung 12,5 Prozent.

Warum greifen Investoren dennoch lieber zur abgesicherten Variante?

Eckart: Das liegt daran, dass der Fonds in Lokalwährung deutlich volatiler ist. Investoren sehen Mikrofinanz als solide Säule im Portfolio und greifen daher lieber zur Variante ohne Währungsrisiken. Lokalwährungen können sich aber durchaus bezahlt machen.

Wie sehen Sie den Markt für Mikrofinanz in Zukunft?

Eckart: Schwellenländer und Impact Investing gewinnen an Bedeutung. Zudem sind Mikrofinanzinstitute streng reguliert. Dies macht die Anlageklasse langfristig noch attraktiver als ohnehin schon. Der Markt wird wachsen, was auch dem Nachholpotenzial in vielen Regionen geschuldet ist. Immer mehr Menschen erarbeiten sich Wohlstand und machen sich selbstständig. Davon profitieren die Mikrofinanz — und die ganze Gesellschaft.

Christoph Eckart ist Manager der Mikrofinanzfonds des Wiener Asset Managers C-Quadrat und für den Dual Return Fund – Vision Microfinance verantwortlich.

Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in TiAM – Trends im Asset Management 01/2020
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