Fidelity: Zykliker meiden und Vorsicht bei Unternehmensanleihen walten lassen

KRONBERG — Das Ende der lockeren Geldpolitik und die nachlassende Konjunkturdynamik werden für Fidelity 2019 die beherrschenden Themen an den Kapitalmärkten sein. Aktienanleger sollten Zykliker meiden und darauf achten, ob Unternehmen steigende Löhne weitergeben können. Bei Unternehmensanleihen sei wegen des Endes des Kreditzyklus Vorsicht geboten.


Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung des Emittenten:

  • Ende der ultralockeren Geldpolitik erfordert Rückbesinnung auf Fundamentaldaten und aktives Management
  • Gute Perspektiven für US-Aktien mit starken Bilanzen
  • Stabile Inflation – vorausgesetzt, es kommt zu keinem Schub bei Rohstoffpreisen

Das Ende einer Dekade lockerer Geldpolitik und die abgeflachte Konjunkturentwicklung werden 2019 die dominierenden Themen an den Kapitalmärkten sein. Eine Herausforderung wird zudem sein, Nachrichten zu politischen Turbulenzen und Handelsspannungen richtig einzuordnen und nicht überzubewerten. Anleger sollten ihr Augenmerk stärker auf Fundamentaldaten lenken.

Aktien: US-Gewinne im Fokus – Störfaktoren ausblenden

Aus Sicht von Romain Boscher, Chefanlagestratege für globale Aktien bei Fidelity International, versprechen die US-Börsen auch 2019 Anlagechancen. Nachdem US-Unternehmen in diesem Jahr von Sondereffekten wie der Steuerreform und einem gelockerten regulatorischen Umfeld profitierten, sollte sich die Gewinnsituation wieder auf einem Niveau von acht bis neun Prozent normalisieren. Während beispielsweise in der Automobilbranche das Ende des Konjunkturzyklus unmittelbar bevorsteht, liegt es in anderen Sektoren noch in einiger Ferne. Viele Unternehmen befinden sich mitten in einem Investitionszyklus, der mit einem Volumen von einer Billion US-Dollar zu den umfangreichsten seit den 1960er-Jahren zählt. 2019 sollten davon nicht nur Technologiefirmen und der Unternehmens-Dienstleistungssektor, sondern auch viele andere Branchen profitieren. Engmaschig beobachtet werden sollte allerdings, ob und in welchem Umfang Unternehmen steigende Löhne an die Konsumenten weitergeben können. Das gilt vor allem für arbeitsintensive Branchen.

Global gehen von steigenden Zinsen und der hohen Verschuldung die größten Risiken für die Aktienmärkte aus. In den vergangenen zwei Jahren ist das globale durchschnittliche Zinsniveau auf 2,2 Prozent gestiegen und nähert sich einem neuen Höchststand, den wir bei rund 2,5 Prozent sehen. Ein Anstieg über diese Marke könnte eine neue Finanzkrise auslösen. Ein solches Risiko wird jedoch keine Zentralbank eingehen wollen. Da sich Anleiherisiken leicht auf die Aktienmärkte übertragen können, beobachten wir die Situation in Italien und vor allem in China sehr aufmerksam.

Deutsche Aktien: Moderates Aufwärtspotenzial dank leicht steigender Unternehmensgewinne

Für deutsche Aktien sieht Christian von Engelbrechten, Fondsmanager des Fidelity Germany Fund, 2019 gute Chancen für eine moderat positive Marktentwicklung. Eine weiter wachsende globale Konjunktur und leicht steigende Unternehmensgewinne sollten im nächsten Jahr für positive Impulse sorgen. Zudem sind in den Kursen deutscher Aktien bereits viele negative Faktoren eingepreist. Wenn also einige Unternehmen ihre Gewinnprognosen nach unten revidieren müssen, sollte dies im Gesamtmarkt keine großen Verwerfungen nach sich ziehen. Aussichtsreich erscheinen vor allem weniger konjunkturabhängige Unternehmen, die mit Innovationen und neuen Produkten Marktanteile gewinnen und überdurchschnittlich wachsen können. Diese sollten vor allem in den Branchen Gesundheit und Technologie zu finden sein.

Anleihen: Zinswende lässt Renditen steigen und Risikoprämien an Bedeutung gewinnen

Mit dem Liquiditätsentzug der wichtigsten Zentralbanken nehmen die Schwankungen an den Kapitalmärkten zu. In solchen Phasen wird nach Einschätzung von Martin Dropkin, globaler Leiter des Anleihe-Research bei Fidelity International, die Titelselektion und der Fokus auf Qualität wichtiger. Dropkin erwartet, dass die US-Notenbank Fed Mitte 2019 eine Verschnaufpause bei ihrem Straffungszyklus einlegen wird. Dann nämlich werden sich die weniger lockeren Finanzierungsbedingungen und die Handelsbeschränkungen in der Realwirtschaft bemerkbar machen. Dies sollte die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen bei drei Prozent verankern und bei Schwellenländeranleihen für eine gewisse Entlastung sorgen.

Bei Unternehmensanleihen sollten Anleger mit Blick auf das Ende des Kreditzyklus mehr Vorsicht walten lassen. Ein verlangsamtes Wachstum und die hohe Verschuldung werden die Risikoaufschläge früher oder später in die Höhe treiben. Gerade hochverzinslichen Papieren mit BBB-Rating könnte bei nachlassendem Gewinnwachstum eine Herabstufung drohen. Profitieren sollten andererseits Unternehmen mit starken Bilanzen und einer soliden Kapitalstruktur. 

Auch wenn 2019 die Inflation das zentrale Risiko sein sollte, ist nicht mit einem deutlichen Preisauftrieb zu rechnen. Bei einer unerwartet starken Konjunktur in den USA können die Löhne zwar anziehen. Da die Produktivität parallel dazu nach oben tendiert, sollte der Inflationsdruck verhalten bleiben – vorausgesetzt, es kommt zu keinem deutlichen Schub bei den Rohstoffpreisen.

Grafik: Die Inflation sollte stabil bleiben

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