Capital Group: Chancen an der europäischen Peripherie

  • Peter Becker
  • Capital Group

FRANKFURT — „Das Potenzial Kerneuropas hält sich aufgrund der niedrigen oder sogar oft negativen Zinsen in Grenzen“, urteilt Peter Becker, Director bei Capital Group. Bessere Chancen sieht er in der europäischen Peripherie – in Ländern wie Italien, Spanien und Frankreich – die von der sehr expansiven Haltung der EZB mehr profitieren würden.


Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung des Emittenten:

„Das Potenzial Kerneuropas hält sich aufgrund der niedrigen oder sogar oft negativen Zinsen in Grenzen“, urteilt Peter Becker, Fixed Income Investment Director bei Capital Group. Der vierteljährlichen Konjunktur- und Markteinschätzung des Anleihenteams von Capital Group zufolge, dem auch Becker angehört, fänden sich attraktive Anleihentitel eher an der europäischen Peripherie.

EZB-Maßnahmen stützen Peripherietitel

Ein Grund für Investments in Titel aus Peripherieländern seien Becker zufolge insbesondere die derzeitigen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank, kurz EZB. „Die sehr expansive Haltung der EZB mit ihrem Quantitive Easing wird aus unserer Sicht Ländern wie Italien, Spanien und Frankreich zugutekommen, da sie die größeren Emittenten sind“, so Becker. „Auch scheint sich die EZB jetzt eher mit einer Inflation oberhalb des Zielwerts abzufinden, was für Länder wie Italien ebenfalls gut ist.“ Die EZB hätte mit ihren Maßnahmen verdeutlicht, dass sie jetzt vorrausschauender handle.

Lockere Geldpolitik reicht nicht mehr

In Folge der nachlassenden Konjunktur in Europa hatte die EZB den Einlagensatz um 10 Basispunkte auf -0,5 Prozent gesenkt und zugleich das Quantitative Easing wieder eingeführt – und das ohne zeitliche Begrenzung. „Dass die EZB es wieder für nötig hält, die Zinsen anzuheben, dürfte nicht so bald der Fall sein“, sagt Becker. „Darüber hinaus halten wir es für notwendig, dass die Länder ihre Fiskalpolitiken weiter lockern.“ Grund hierfür sei, dass sich durch die extrem niedrigen Zinsen die Geldpolitik nur begrenzt auf die Realwirtschaft auswirke. „Sowohl Italien als auch Frankreich hätten sich beispielsweise bereits zu einer expansiveren Fiskalpolitik entschlossen“, sagt Becker. Auch der ehemalige EZB-Chef Mario Draghi hatte die Regierungen im Euroraum zu höheren Ausgaben aufgefordert und zugegebenen, dass die lockere Geldpolitik an ihre Grenzen stoße.

Industrie in Kerneuropa unter Druck

Anders als an der Peripherie, sei in Kerneuropa Vorsicht angebracht. Die Industrie stehe dort unter Druck – so zum Beispiel in Deutschland. Die dortige Industrie leide unter der schwächeren Konjunktur in China und den nicht endenden Brexit-Verhandlungen. Außerdem werde die Exportnachfrage aufgrund des Handelskonflikts zwischen China und den USA in Mitleidenschaft gezogen. Zwar seien mit Ausnahme von Deutschland in ganz Europa die Einzelhandelsumsätze gestiegen und durch die derzeitig niedrigen Arbeitslosenquote seien die Inlandsnachfragen stabil, trotzdem positioniere sich die Capital Group in Kerneuropa weiter defensiv.

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