Baader Bank: Ist Halloween auch an den Aktienmärkten vorbei?

  • Robert Halver
  • Leiter Kapitalmarktanalyse
  • Baader Bank

FRANKFURT — Der abgelaufene Aktien-Monat hatte nichts mit „Goldenem Oktober“ zu tun. Doch scheint der Schreck aktuell nachzulassen. Aber wie nachhaltig ist das Aufatmen? Denn die Zweifel am Wachstum der Weltwirtschaft halten sich hartnäckig und wurden bislang von Trumps Wahlkampfrhetorik verstärkt, schreibt Robert Halver von der Baader Bank.


Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung des Emittenten:

Mittlerweile lassen sich die wirtschaftlichen Reibungsverluste Chinas als Folge des Handelskonflikts mit Amerika nicht mehr zu leugnen. Zuletzt lag der Index der Exportneuaufträge im Verarbeitenden Gewerbe mit 46,9 noch deutlicher unter der Expansion anzeigenden Schwelle von 50. Die chinesische Wachstumsprognose von durchschnittlich 6,5 Prozent für die nächsten Jahre erhält immer mehr den Charakter eines Märchens aus 1001 kommunistischen Nacht.

Umfangreiche Kampagnen zur Eindämmung der massiven Fehlinvestitionen von Staatsbetrieben, der Immobilienblase und den dramatischen Überkapazitäten in der Produktion sind als Maßnahmen gegen eine konjunkturelle Überhitzung mit gravierenderen Folgeschäden zwar zu begrüßen. Doch kosten sie auch Wachstum.

Immerhin stemmt sich die chinesische Regierung mit infrastrukturellen und die Binnennachfrage belebenden Maßnahmen gegen eine zu massive Konjunkturabbremsung. Hierbei setzt die KP auch auf die Unterstützung der Notenbank, die über die Senkung des Mindestreservesatzes Kredite als Anteil an der chinesischen Wertschöpfung stützt.

Friedliche handelspolitische Koexistenz nach der Kongresswahl?

Zum Ende des Kongresswahlkampfs geht US-Präsident Trump mit der Drohung einer Totalverzollung der chinesischen Exportwaren nach Amerika noch einmal auf Stimmenfang. Doch sind die Versuche der USA, den „Erzfeind“ China handelspolitisch ähnlich in die Schranken zu weisen wie dies in den 80er Jahren Präsident Ronald Reagan mit der Sowjetunion militärisch gelang, wenig erfolgversprechend. Angesichts der engen Einbindung Chinas in die hocheffizienten Wertschöpfungsketten, von der auch die globalisierten US-Unternehmen und die amerikanische Industrie profitieren, würde sich die US-Administration mit einem immer heißeren Handelskrieg massiv in das eigene Wirtschafts-Fleisch schneiden. Die Wiederbegrünung der amerikanischen Industriewüste wird noch lange nicht in der Lage sein, mit den blühenden chinesischen Produktionsstandorten zu konkurrieren.

Stattdessen zeigt Trumps harte Handelspolitik und vor allem die dazugehörende Kampfrhetorik Wirkung. Der nachlassende Kupferpreis signalisiert wirtschaftliche Abkühlung, die auch vom Stimmungsrückgang im weltweiten Verarbeitenden Gewerbe bestätigt wird.

Grundsätzlich hat China als Exportnation ein nachvollziehbares Interesse an einem neuen Handelsabkommen mit Amerika. Und inoffiziell ist sich Peking seiner hohen protektionistischen Mauern bewusst. Vor der hoch emotionalisierten Kongresswahl am 6. November wäre es aber völlig sinnbefreit, mit der US-Administration vernünftig und ergebnisorientiert zu sprechen.

Nach der Wahl spricht allerdings viel für eine friedliche handelspolitische Koexistenz. Immerhin sitzt man in einem Boot. Das geplante Treffen von Trump und Chinas Ministerpräsident Xi am Rande des G20-Gipfels am 20. November bietet hierzu erste Gelegenheit, die Schützengräben zuzuschütten und Kompromisse zu finden, die für beide Seiten gesichtswahrend wären. Es ist zu hoffen, dass das nach der Wahl sich öffnende Zeitfenster genutzt wird, bevor Trump im nächsten Präsidentschaftswahlkampf 2020 erneut nach populistischen Wahlthemen sucht. Immerhin haben Trump und Xi kürzlich miteinander telefoniert, was der US-Präsident als positiv vermeldete.

Spielt das Wort „Rezession“ in den USA wieder eine Rolle?

Ohnehin sollte die Trump-Administration etwas demütiger auf zukünftige amerikanische Wirtschaftsperspektiven schauen. Auch die USA sind nicht vor einem Wirtschaftsabschwung gefeit. Im Wahlkampf kann der Präsident zwar noch mit einer robusten Wirtschaft prahlen. Doch lässt 2019 die konjunkturelle Dynamik der Steuersenkungen nach. Und der, wenn auch im historischen Vergleich moderate, Anstieg der amerikanischen Kreditzinsen wird auch seinen Tribut fordern.

Tatsächlich, die mittlerweile deutlich nachgebenden Frühindikatoren in der Industrie, insbesondere die Neuauftragskomponente sprechen eine deutliche Sprache. Auch wenn beide noch oberhalb der Expansion anzeigenden Schwelle von 50 liegen, wachsen selbst Trumps Wirtschaftsbäume nicht in den Himmel. Trump sollte seine Verunsicherung einstellen: Worte zerstören, wo sie nicht hingehören, auch an seinem heißgeliebten Aktienmarkt.

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